/ Schreibtischnotiz zum Wochenende /
Mein Sardinien-Roman „Die sardische Hochzeit“, den ich unter dem Autorennamen Grit Landau bei Droemer veröffentlicht habe, spielt auf der Insel Sardinien im Jahr 1922.
Ein Autoreninterview mit Hintergründen zur Geschichte und zum Romanschauplatz.
Sassari im Norden Sardiniens im Oktober 1922
Leo Lanteri, der Kriegsveteran vom Festland, verliebt sich in die sardische Gutstochter Gioia Soriga. Doch der Zeitpunkt könnte nicht schlechter sein: Mussolini greift in Rom nach der Macht, ganz Italien befindet sich im Aufruhr. Gioia wiederum soll eine Woche später heiraten – und sardische Hochzeiten werden nicht abgesagt…
Was hat Sie gereizt an dieser Geschichte über zwei Familien in unsicherer Zeit?
Zum einen liebe ich die Insel Sardinien schon seit vielen Jahren (übrigens auch die sardische Literatur: Grazia Deledda, die erste Literatur-Nobelpreisträgerin, war Sardin und die Insel ihr Lieblingssujet).
Mich hat aber auch das zeitlos Aktuelle an Leos Situation interessiert. Dieses Dilemma, wenn unser Gewissen gefordert wird. Wenn es unbequem wird. Wir erleben ja auch heute wieder, dass wir Menschen meist einen Weckruf brauchen, um das Richtige zu tun.
Meine Romanfiguren Leo und Gioia haben in dieser Hinsicht großes Glück: Ihr Weckruf ist die Liebe.
Beruht das Buch auf wahren Begebenheiten?
Die Geschichte selbst ist erfunden. Doch „Die sardische Hochzeit“ hat sozusagen einen Kronzeugen, der damals über Mussolini Machtergreifung und den Oktober 1922 auf Sardinien geschrieben hat:
Es ist Emilio Lussu – Sarde, Schriftsteller (in Italien durch seinen Antikriegsroman »Ein Jahr auf der Hochebene» so bekannt wie hierzulande Erich Maria Remarque), Veteran des Ersten Weltkriegs, Politiker und über Jahrzehnte ein unermüdlicher Kämpfer gegen den Faschismus.
Ein beeindruckender Mann, ich bin ihm über alle Grenzen von Raum und Zeit auf ewig dankbar.
Haben Sie auch auf Sardinien recherchiert?
Ich muss reisen, um darüber zu schreiben. Ich will einen Ort mit allen Sinnen erfassen, sein spezielles Licht, die Düfte und Geräusche.
Daher war ich viel auf der Insel unterwegs, im Logudoro, in Sassari und an der Küste bei Castelsardo und Alghero.
Und ich habe zum Beispiel in einer kleinen Pension auf dem gleichen Platz gewohnt wie mein Romanheld Leo Lanteri – der immer noch wunderbar lebendigen Piazza Domenico Azuni im Herzen der Altstadt von Sassari.
Was macht für Sie den Reiz Sardiniens aus?
Die Insel ist so viel mehr als Strand, Meer und Costa Smeralda!
Sardinien bietet eine reiche Volkskultur, rätselhafte Nuraghen und die Spuren derer, die versucht haben, die Insel zu unterwerfen: Römer, Karthager, Mauren, Katalanen, Genueser. Doch die Sarden sind zäh.Und so wünscht man sich hier weiterhin: »A cent’annos! – Mögest du 100 Jahre alt werden!«
Grit Landau:
„Die sardische Hochzeit“
Sardinien-Roman, Verlag Droemer
ISBN 978-3-426-28-227-4
ETs: eBook 28.4. / HC-Printausgabe 14.8.
Italien-Romane mit Anspruch – mein Lieblingsgenre als Autorin
Das Schicksal der Familie Lanteri fasziniert mich nachhaltig. Ich habe dazu auch einen weiteren Italien-Roman geschrieben, in dem ich die Geschichte von Davide Lanteri erzähle, dem ältesten Sohn von Gioia und Leo.
„Marina, Marina“ (Paperback, Droemer), spielt an der italienischen Riviera in den 1960er Jahren im Küstenort Sant’Amato und erschien im Frühjahr 2019 bei Droemer. Mehr zum Buch hier…
Kommentare sind geschlossen.